Drahtlos und elektrisch – das ist die modernste Art zu schalten. Aber der US-Hersteller SRAM geht noch einen Schritt weiter. Die Transmission Antriebe bestehen aus präzise aufeinander abgestimmten Komponenten, von der Kurbel bis zur Kassette. Dazu ein Schaltwerk, das vor Innovationen nur so strotzt. Und das Schaltauge am Rahmen hat auch ausgedient! Wir stellen die neuen Transmission Gruppen vor.

Nein, die Fahrrad-Kettenschaltung ist noch nicht zu Ende erfunden! Die jüngst vom US-Komponentenhersteller SRAM vorgestellten Transmission Schaltgruppen demonstrieren eindrucksvoll, dass es immer noch besser geht. Okay, Schaltwerke, die ihre Befehle via Funkübertragung vom MTB-Cockpit erhalten, hat es zuvor schon gegeben. Die Drahtlos-Technologie schickt verschmutzte und schwergängige Bowdenzüge endgültig in Rente. Ein kleiner Stellmotor am Schaltwerk positioniert den Schaltkäfig so präzise und schnell wie der Blitz unter dem gewählten Ritzel. Eine elektrische Schaltung funktioniert stets und unter allen Bedingungen gleich gut. Vorausgesetzt der Akku liefert Strom. Das sollte angesichts einer Kapazität von bis zu 40 Stunden jedoch kein Problem darstellen. Zahlreiche weitere innovative Details heben die Transmission Komponenten jedoch über die reine Drahtlos-Technologie hinaus. Und das kommt durchaus einer kleinen Revolution gleich!

Alle Komponenten arbeiten bei Transmission im Einklang.

Schaltauge adé

Mit Einführung des „Universal Derailleur Hanger“ (Universal Schaltauge), kurz UDH, im Jahr 2019 hatte Sram Vorarbeit geleistet für das, was mit der Transmission kommen sollte: Ein Schaltwerk, das direkt an der Schnittstelle zwischen Hinterbau und Steckachse sitzt. Selbst das UDH Schaltauge fällt damit weg. Einzige Voraussetzung: Der Rahmen, respektive Hinterbau, muss mit dem UDH-System kompatibel sein. Und da von Anfang an viele Hersteller von UDH überzeugt waren, findet man heute bereits mehr als 200 Bikes/Rahmen auf dem Markt, die diese Anforderungen erfüllen. Und es werden ständig mehr.

Das Transmission Schaltwerk wird oben am Flansch mit Durchführung der Steckachse bombenfest am Ausfallende verschraubt. Das bietet etliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen Aufhängung eines Schaltwerks.

Die Vorteile von Transmission

Überragende Stabilität
Dadurch dass der Befestigungsflansch quasi das Ausfallende umklammert und zugleich mit der Steckachse fixiert wird, ist das System so stabil, dass es sich nicht einmal verbiegt,
wenn sich ein Mensch seitlich auf den Hinterbau stellt.

Hohe Pannensicherheit
Jeder Mountainbiker hat das schon einmal erlebt: Man touchiert während der Fahrt im Wald ein Hindernis, oder das Bike fällt bei einem Sturz aufs Schaltwerk. Die Folge: Mindestens ein verbogenes Schaltauge. Die Kette rasselt an den Ritzeln entlang und es ist vorbei mit präzisen Gangwechseln. Im schlimmsten Fall reißt das Schaltwerk, beziehungsweise das Schaltauge komplett ab – und die Tour ist damit wahrscheinlich zu Ende. Das ist mit Transmission so gut wie ausgeschlossen!

Stellmotor mit programmierter Indexierung.
Schwergängiger Schaltzug war gestern.

100% Präzision
Dank der stets identischen, stabilen und spielfreien Position des Schaltwerks stehen Schaltkäfig und Rollen immer exakt in der Flucht unter den Ritzeln. Die Indexierung des elektrischen Stellmotors garantiert somit immer perfekte Schaltvorgänge unter allen Bedingungen. Aus diesem Grund gibt es auch keine Einstellschrauben mehr, und auf die Anschläge des Schwenkbereichs kann ebenfalls verzichtet werden.

Magic Wheel
Auch schon erlebt? Im Wald gerät ein Stöckchen in die Schaltrollen und blockiert den Antrieb. Für diesen (Un-)Fall hat die Transmission mit dem so genannten Magic Wheel einen weiteren Pannenschutz eingebaut: Das untere Schaltröllchen besitzt eine Gleitfläche zwischen Speichen und Zahnring, so dass sich die Kette weiter drehen kann. Das Magic Wheel gibt‘s bei den Top-Gruppen XX und XX SL.

Transmission Kassette und Kette

Das Transmission System funktioniert deshalb so gut, weil alle Komponenten des Antriebs aufeinander abgestimmt sind. Das gilt insbesondere für die Kassette mit den Ritzeln und die Kette – die eigentlich den schwierigsten Part beim Schaltvorgang bewältigen muss: Nämlich auf der schrägen, mit Zähnen gespickten Rampe hoch und runter zu klettern.

Gefräster Traum: Die XX Kassette.
Ständig auf Zug? Kein Problem für T-Type.

Hier hat sich SRAM auch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Im Gegensatz zu den bislang üblichen Steighilfen, die sich über alle Ritzel hinweg verteilt haben, gibt es auf der Transmission Kassette exakt vorgezeichnete Schaltgassen, die ausschließlich genutzt werden. Möglich macht‘s die Programmierung des elektrischen Schaltwerks. Der Schaltvorgang wird automatisch erst dann ausgeführt, wenn eine der Schaltgassen quasi „vorbei kommt“. Schaltet der Fahrer mehrere Gänge schnell hintereinander, reagiert das Schaltwerk stets an der richtigen Stelle, gegebenenfalls mit minimaler Verzögerung. Dafür kann der Fahrer die Kette ohne Unterbrechung auf Zug halten. Ein Vorteil an Steigungen.

Transmission Kurbeln

Zu jeder der vier Transmission Gruppen gehört eine eigene Kurbel. Jede hat ihr individuelles Design, und jede ist – wie das Schaltwerk – definitiv ein Hingucker. Je nach Gruppe und Preisklasse unterscheiden sich Materialien und Bauweise: Die Kurbeln der Gruppen GX und X0 sind aus Aluminium gefertigt, die beiden XX Modelle bestehen standesgemäß aus Carbon. Bis auf die GX Kurbel kann man alle Varianten mit Powermetern, also mit Leistungsmesstechnik ausstatten. Bashguards, respektive Kettenführungen, sind ebenfalls erhältlich.

Ihr eigenwilliges Design lässt die Transmission X0 Kurbel heraus stechen.

Transmission Pods und App

Herkömmliche Schalthebel waren gestern! Das Schaltwerk erhält seine Befehle über Funk von zwei minimalistischen Tastern, genannt Pods. Die Einheit sitzt an einem kleinen Ausleger mit Lenkerschelle, der sich vielfach verstellen lässt. So findet jeder die richtige Position für seinen Daumen. An den Pods gibt es außerdem eine Micro-Adjust-Taste, mit deren Hilfe sich die Stellung des Schaltwerks in 14 Stufen fein justieren lässt. Dies muss in der Regel aber nur einmal beim Erst-Setup erledigt werden.

Minimalistisches Design…
…trifft moderne App.

Wie üblich kommt heute kein elektrisches System mehr ohne App fürs Smartphone aus. Die Transmission AXS App steht in den bekannten AppStores für iOS und Android zum Download bereit. Sie dient als Kommandozentrale für alle SRAM AXS Gruppen. Via Bluetooth gekoppelt kannst du individuelle Einstellungen vornehmen oder die Daten deiner Touren analysieren. Du schaltest mit der oberen Pod-Taste lieber in die andere Richtung? Kein Problem. Du willst am Ende der Tour wissen, welche Übersetzungen du am häufigsten genutzt hast? Die Transmission App sagt es dir. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Beruhigend ist jedoch, dass dein Antriebssystem auf Wunsch auch ganz ohne App funktioniert.

Übersicht: Diese Transmission Gruppen gibt es

T-Type – An diesem Kürzel erkennst du in den Specs eines Bikes, dass es sich bei der betreffenden Komponente, beispielsweise dem Schaltwerk, um ein Transmission Schaltwerk handelt. Und wenn von einer Gruppe die Rede ist, sind im Fall der Transmission die Komponenten Schaltwerk, Kassette, Kette, Schalthebel und Kurbel gemeint. Alle Eagle Transmission Gruppen arbeiten elektrisch/drahtlos und stellen 1 x 12 Gänge zur Verfügung. Die Hierarchie verläuft wie üblich von preiswert nach teuer. Die Unterschiede bei der Performance sind über alle Gruppen hinweg marginal. Das heißt, die GX Eagle Transmission Schaltung wechselt die Gänge genauso perfekt wie eine deutlich teurere XX Eagle. Sehr wohl spürbar sind hingegen die Unterschiede bei den Gewichten. Beispiel: Eine XX SL Eagle Gruppe wiegt unterm Strich rund 500 Gramm weniger als eine GX Eagle.

Fazit

Mit den Transmission Antriebsgruppen zeigt SRAM mehr als nur einen Weg, wohin sich Ketten-Schaltsysteme entwickeln könnten. Die Vorteile eines Transmission Schaltwerks gegenüber einer herkömmlichen Schaltung sind markant. Simple Montage und Einstellung, perfekte Funktion und Resistenz gegen Pannen. Ja, Transmission ist definitiv zukunftsträchtig! Das beweist zudem die Tatsache, dass sich viele renommierte Bike- bzw. Rahmenhersteller bereits auf den UDH-Standard eingelassen haben. Und ein UDH-Ausfallende ist schließlich Voraussetzung für die Montage eines Transmission Schaltwerks. Einziger Wermutstropfen: Die Transmission Komponenten sind generell (noch) recht teuer. Selbst die günstigste GX Eagle Gruppe ist kein Schnäppchen.