Leichte E-MTBs sind im Trend. Sie heben E-Biken auf ein neues, sportlicheres Level. Genau dafür hat Bosch den Performance SX Motor entwickelt. Aber macht sich der Markführer damit selbst Konkurrenz zum Klassiker Performance CX? Wir haben die beiden Top-Motoren des deutschen Herstellers verglichen. Mit einem überraschenden Ergebnis.
Das hohe Gewicht ist bis heute der größte Kritikpunkt an elektrisch angetriebenen Fahrrädern. Hauptgrund dafür sind die recht schweren Akkus, aber auch der Motor trägt seinen Teil zum Ballast bei. Das Gesamtpaket – inklusive Rahmen und Komponenten – bringt bei einem vollgefederten Mountainbike schnell mal 24 Kilo und mehr auf die Waage. Kein Wunder, dass viele Biker bei einem E-MTB die Leichtigkeit und Agilität auf dem Trail vermissen. Aber die Entwicklung macht große Fortschritte. Und so knacken moderne Leichtbau-E-Fullys bereits die 20-Kilo-Marke!
Das Prinzip Leichtbau
Damit Leichtbau auch spürbar wird, müssen einige Faktoren zusammenspielen. Es reicht nicht, lediglich einen leichten Motor einzubauen! Auch Akku, Rahmen und Komponenten müssen gewichtsoptimiert werden. Wichtigster Punkt ist jedoch der Fahrer/die Fahrerin, die mehr Eigenleistung zusteuern müssen. Denn die kompakteren Motoren entwickeln weniger Schub als ein Full-Size-Antrieb. Das gilt auch für den Bosch Performance SX im Vergleich zum Performance CX.
Sportlichen Fahrern kommen Light-E-Bikes jedoch entgegen, denn sie wollen sich ohnehin körperlich mehr fordern. Das Minus an Unterstützung relativiert sich zudem aufgrund der Tatsache, dass ein leichteres Gesamtsystem generell weniger Energie benötigt. Bezogen auf den Akku heißt das zum Beispiel: Ein 500 Wh-Akku ermöglicht in einem Light-E-Bike mehr Reichweite, als in einem schweren, klassischen E-Bike.
Performance SX = Minimal Assist? Ja und Nein
Ja, der Performance SX ist deutlich leichter und kompakter als sein großer Bruder Performance CX. Aber er ist nicht der leichteste Motor auf dem Markt – was unserer Meinung nach jedoch kein Nachteil ist. Denn im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern wie TQ oder Fazua – um zwei populäre Beispiele zu nennen – ist der SX immer noch kraftvoll genug, um auch für weniger ambitionierte E-Biker interessant zu sein. Immerhin kann Boschs Newcomer bis zu 600 Watt Maximalleistung liefern – genau soviel wie der Kraftprotz Performance CX!
Performance CX: Update 2024
Ganz aktuell (Oktober 2024) hat Bosch die überarbeitete Version des Performance CX Motors vorgestellt. Kurz: Der CX ist leiser und leichter geworden, und zwar um rund 100 Gramm. Was den Abstand zum SX auf 800 Gramm verringert. Außerdem wurde die interne Sensorik verbessert, so dass der Motor noch feinfühliger auf die Fahrmanöver des Fahrers/der Fahrerin reagiert. Das soll sich insbesondere beim Anfahren an steilen Wegen positiv auswirken. Vorgestellt wurden in diesem Zug auch zwei neue Akkus mit 600 und 800 Wattstunden, sowie ein neues, kompaktes Purion 400 Display.
Mehr zu diesen Neuheiten in einem diesem Artikel:
Entscheidend: Das Drehmoment
Auch wenn die Maximalleistung des SX in Watt der des Performance CX entspricht – der Unterschied liegt im Drehmoment. Also wie kraftvoll der Antrieb seine Power entfaltet. Konkret: Der Performance SX kann im Gegensatz zum CX (85 Nm) „nur“ 55 Nm (Newtonmeter) auf die Kette bringen. Er reagiert also nicht so explosiv und verlangt vom Fahrer/der Fahrerin eine höhere Tretfrequenz. Stichwort Sportlichkeit! Das niedrigere Drehmoment ist dem Motorgehäuse geschuldet. Denn um das kompakte Maß erreichen zu können, musste Bosch beim internen Getriebe auf eine Gangstufe verzichten. Während der Performance CX mit drei Untersetzungsstufen arbeitet, sind es beim SX derer nur zwei. Keine Angst, damit sind nicht die verschiedenen Fahrmodi gemeint!
Datenvergleich und Einsatzbereiche
Auf den ersten Blick sieht der Performance SX wie ein geschrumpfter Performance CX aus. Ein typischer Bosch Motor eben. Faktisch besitzt er 20 Prozent weniger Volumen, was ihn im Rahmen deutlich unauffälliger wirken lässt. Weiterer positiver Effekt: Durch sein schmaleres Gehäuse verringert sich auch der so genannte Q-Faktor, also der horizontale Abstand der Kurbeln zueinander. Das heißt, ein E-Bike mit SX Motor ermöglicht einen natürlicheren Bewegungsablauf beim Pedalieren. Damit fühlt sich ein SX-Bike fast wie ein klassisches Bike ohne Antrieb an.
Intelligente Elektronik
Dass der Performance SX trotz geringerer Kraftentfaltung sehr effizient arbeitet, hat er der ausgeklügelten Bosch-Software zu verdanken. Am meisten profitiert der Fahrer davon, wenn er im Fahrmodus „eMTB“ unterwegs ist. Dabei wird permanent die Leistung analysiert, die der Fahrer dem Antrieb zusteuert. Dementsprechend reagiert der Motor automatisch mit mehr oder weniger Unterstützung. Diese Dosierung geschieht fließend, so dass der Motor immer dann Energie spart, wenn sie nicht benötigt wird. Andererseits gibt er Leistung frei, wenn der Fahrer beim Pedalieren Gas gibt. Beim Performance CX Antrieb steht neben eMTB mit Tour+ sogar noch ein weiterer Automatik-Modus zur Verfügung. Unbedingt nutzen sollte man auch die eBike Flow App, die weitere Optionen bietet, um die Leistung des Antriebs in feinen Stufen an die Wünsche des Fahrers/der Fahrerin anzupassen.
Fazit
Der Bosch Performance SX Motor verbindet auf sinnvolle Weise Leichtbau mit Leistung. Unterm Strich kann er mit 600 Watt genau so viel Power zusteuern wie sein großer Bruder Performance CX. Der Unterschied: Aufgrund des schwächeren Drehmoments muss der Fahrer/die Fahrerin mehr dafür arbeiten. Und zwar hauptsächlich in Puncto Tretfrequenz. Ein Blick auf die Daten-Tabelle zeigt es: Der Klassiker Performance CX kann seine volle Leistung bereits bei 70 Pedalumdrehungen pro Minute bringen. Der SX kommt bei identischer Tretfrequenz jedoch nur auf 400 Watt. Man ist also gezwungen in einen kleineren Gang zu schalten und schneller zu Kurbeln. Stichwort Sportlichkeit! Hinzu kommen die generellen Vorteile eines leichten E-Bikes: Mehr Agilität, mehr Fahrspaß und – nicht zu vergessen – es lässt sich im Gelände auch mal über ein Hindernis heben. Im Vergleich zu anderen Systemen ist man beim Bosch sehr Flexibel bei der Wahl des (Haupt-) Akkus. Oder man nimmt bei längeren Touren zusätzlich zum 400-Wh-Leichtakku einen Range-Extender (PowerMore) mit 250 Wattstunden mit. An Reichweite mangelt es also nicht. Unserer Meinung nach ist der SX eine durchaus ernst zu nehmende Alternative zum beliebten Full-Power-Motor Performance CX. Für sportliche E-Biker auf jeden Fall!