Das CUBE Stereo ist auch in der Hybrid-Version eines der besten Fullys auf dem Markt. Kann der neue Bosch Performance CX Motor die Performance dieses Klassikers möglicherweise noch steigern? Wir haben die letzten schönen Herbsttage genutzt und das 2020er Stereo Hybrid HPC 140 TM über unsere Hometrails gejagt.

Rahmen und Fahrwerk des CUBE Stereo gelten fast schon als Inbegriff für ein gut funktionierendes Touren-Fully. Denn als Allrounder begann seine Karriere vor vielen Jahren. Inzwischen gibt es das Stereo in zig Versionen mit unterschiedlichen Laufradgrößen, Federwegen und Geometrien für verschiedenste Einsatzbereiche, von Cross Country bis Enduro. Und natürlich auch als Stereo Hybrid mit E-Antrieb. Traditionell verbaut CUBE in seinen Hybrid-Mountainbikes Motoren des Marktführers Bosch. Unserer Erfahrung nach ist das Topmodell Performance CX bis heute ein verlässlicher, kraftvoller und gut funktionierender Motor. Außerdem ist der Service bei einem inländischen Hersteller gesichert, falls doch einmal ein Defekt auftritt. Ein wichtiger Aspekt in unseren Augen!

Mit entsprechender Spannung wurde also im Sommer 2019 die vierte Generation des Performance CX Motors erwartet. Und erste Testfahrten schraubten die Erwartungen sogar noch in die Höhe. Aber nicht nur der neue Bosch Motor ist Anlass für unseren ersten ausführlicheren Test. Wir wollten natürlich generell wissen, wie sich die neue Generation des CUBE Stereo Hybrid auf dem Trail anfühlt. Und endlich sind die ersten Modelle in unseren Shops eingetroffen. Zur Verfügung stand uns ein Stereo Hybrid HPC 140 TM (TM = Trail Motion), das speziell für den Einsatz auf Single-Trails optimiert ist.

Einsatzbereich

Grundsätzlich ist das Stereo in den Varianten bis 140 Millimeter Federweg nach wie vor ein Allround-Fully und fällt in die Kategorie All Mountain. Also ideal für Touren aller Art, bis hin zur Alpenüberquerung. Das Fahrwerk eines All Mountain bietet viel Komfort und ist auf Anstiegen und Abfahrten gleichermaßen angenehm zu fahren. CUBE kombiniert bei den meisten Fullys den Rahmen, der ausschlaggebend ist für die Federweg-Klassifizierung, mit einer etwas längeren Gabel. So auch beim Stereo Hybrid HPC 140 TM, das mit einer Fox 36 Float Federgabel mit 150 Millimeter Federweg ausgestattet ist. Wir denken, das ist eine gute Entscheidung! Denn gerade auf der Abfahrt, wo viel Gewicht auf dem Vorderrad lastet, können Reserven an der Gabel nicht schaden. Schon gar nicht bei den Hybrid-Modellen mit ihrem vergleichsweisen hohen Eigengewicht. Ausgehend vom Einsatzbereich All Mountain hat unser Testmodell jedoch noch den Zusatz TM (= Trail Motion) im Namen. Das heißt, einige Komponenten sind speziell auf eine gute Performance auf Trails hin ausgerichtet. Zum Beispiel die 2,6 Zoll breiten Schwalbe Reifen, die in Kombination mit den extra-stabilen Fulcrum 29-Zoll-Laufrädern einen überragenden Grip liefern.

Die Eckdaten

  • CUBE HPC Carbon Rahmen (140 mm)
  • Fox Performance 36 Float E-Bike Tune Federgabel (150 mm)
  • Fox Performance Float DPX2 Evol Dämpfer
  • 29 Zoll Fulcrum E-Metal Laufräder mit 2,6-Zoll-Bereifung
  • Sram NX Eagle 1×12 Schaltung
  • Magura MT7 Hydraulik-Scheibenbremsen
  • CUBE Dropper Post Vario-Stütze
  • Bosch Performance CX Motor der 4. Generation
  • 625 Wh Akku vollintegriert
  • Bosch Kiox Farbdisplay

Geometrie und erster Eindruck

Immer wenn ich ein Test-E-Fully das erste Mal anfasse, erschrecke ich schon ein bisschen wegen des Gewichts und – im Falle des Testbikes – wegen der Länge eines E-Bikes. Die 29-Zoll-Laufräder plus fetter 2,6-Zoll-Bereifung lassen das Stereo Hybrid HPC 140 TM ziemlich mächtig erscheinen. Und 24,1 Kilo sind halt einfach 24,1 Kilo. Daran gibt es nichts zu beschönigen. Das sind satte 10 Kilo mehr als bei meinem normalen Touren-Enduro. Aber, soviel darf ich vorwegnehmen, dieses Gefühl wird sich im Laufe des Tests noch relativieren. Andererseits muss ich spontan zugeben, dass die neue Generation der Bosch Motoren und Akkus unglaublich kompakt daherkommt. Wir sprechen hier von einem 625-Wattstunden-Akku! Zur Erinnerung: Vor nicht allzu langer Zeit waren 400 Wattstunden Standard. Das heißt, dir stehen heute rund 56 Prozent mehr Kapazität zur Verfügung. De facto 56 Prozent mehr Reichweite und vor allem Reichhöhe. Denn mit einem Trailbike will man schließlich auf einen Berg klettern, von dessen Gipfel aus sich die Pfade ins Tal schlängeln.

Der Carbon-Rahmen des Stereo Hybrid HPC 140 TM ist makellos verarbeitet. Wenn die Integration in diesem Stil weitergeht, kann man ein E-Bike bald nicht mehr von einem normalen Mountainbike unterscheiden. Die Testgröße 20 Zoll geht für meine Innenbeinlänge von 86 Zentimetern (Körpergröße 186 cm) in Ordnung. Ich musste die Sattelstütze allerdings fast bis zu ihrem oberen Limit aus dem Sitzrohr herausziehen und klemmen. Das heißt, ein 22-Zoll-Rahmen wäre für Biker mit meiner Körpergröße möglicherweise die bessere Wahl. Die Sitzposition fühlte sich sofort angenehm an, insgesamt eher komfortabel als sportlich. Vor allem die Oberrohrlänge ist nicht zu kurz, was ich persönlich sehr wichtig finde.

Setup Fahrwerk

Erwartungsgemäß lassen sich die Fox Federelemente mit einer Dämpferpumpe problemlos auf das Körpergewicht abstimmen. Verschiebbare Gummiringe auf einem Standrohr der Gabel und auf dem Dämpferkolben helfen dabei, den richtigen Sag einzustellen. Das ist der Wert, um den das Fahrwerk bereits beim Aufsitzen „in die Knie geht“. Wichtig: Die blauen Hebel an Dämpfer und Gabel müssen sich dazu in der Stellung „open“ befinden. Diese Hebel besitzen drei Stellungen mit denen du auf dem Trail das Einfederverhalten des Fahrwerks schnell beeinflussen kannst, von open (offen, weich) bis firm (hart). Dazu später mehr. Der Sag sollte ein Viertel bis ein Drittel des Gesamthubs betragen.

Tipp: Nehmt die Dämpferpumpe mit auf die erste Trailtour, um das Setup gegebenenfalls zu optimieren.

Eine ausführliche Anleitung zum Abstimmen des Fahrwerks findest du in unserem Magazin-Beitrag Fahrwerk Setup.

Das CUBE Stereo Hybrid HPC 140 TM auf dem Trail

So, jetzt kann’s eigentlich losgehen. Halt! Vorher könnte ein Blick auf den Akku-Ladestand nicht schaden. Den Wert zeigt das hochwertige Bosch Kiox Farbdisplay oben rechts an, sobald man den Antrieb an der Taste unten links aktiviert hat. Puh, Glück gehabt, 80 Prozent sollten für die erste Testtour ausreichen. Andernfalls muss das Stereo Hybrid an die Steckdose. Mit Hilfe der Ladebuchse oberhalb des Tretlagers kann man den Akku laden, ohne ihn aus dem Unterrohr zu entnehmen (was jedoch ebenfalls problemlos möglich ist). Ein Ladegerät ist selbstverständlich im Lieferumfang enthalten.

ndlich kann der Spaß beginnen. Die ersten (flachen) Kilometer auf Asphalt eignen sich gut, um auch mal zu probieren wie sich der Motor im Off-Modus verhält. Im Gegensatz zum alten Performance CX hat man jetzt tatsächlich das Gefühl, dass die Tretkraft wie bei einem Bike ohne Motor direkt auf die Kette geht. Das hinterlässt zumindest eine gewisse Beruhigung beim Gedanken daran, dass einem unterwegs vielleicht doch einmal der Strom ausgehen könnte.

Das Eigengewicht des Bikes hingegen ist doch sehr deutlich zu spüren, erst recht, wenn es auch nur minimal bergauf geht. Aber sobald man am Daumentaster links mit einem Druck auf das „Plus“ den Motor aktiviert, ist die Trägheit des Stereo Hybrid Fullys von einer Sekunde zur nächsten wie weggeblasen. Es genügt bereits der Eco-Modus, um in der Ebene spielerisch voranzukommen.

Sehr gut fühlt sich auch an, wie sich der Motor beim Antreten in den Antrieb einmischt. Dies geschieht zwar zügig, aber keineswegs abrupt wie bei einem An-Aus-Schalter. Das gilt auch fürs Abregeln der Kraft, wenn man eine Geschwindigkeit von 25 km/h überschreitet. Alles geschieht angenehm fließend. Bosch hat also in puncto Sensorik beim neuen Performance CX seine Hausaufgaben gemacht. Die gute Dosierbarkeit beim Antritt macht sich natürlich auf losem Untergrund umso positiver bemerkbar. Denn würde der Motor hier zu ungestüm beschleunigen, ist ein durchdrehendes Hinterrad die Folge.

Klettereigenschaften

Sobald es steiler bergauf geht, ist der Motor im Dauereinsatz. Die Unterstützungsstufen werden wie gewohnt links am Lenker mit zwei Daumentastern (Plus/Minus) durchgeschaltet. Das Umschalten ist jederzeit während der Fahrt möglich, auch unter Last. Das Kiox Display zeigt mit Hilfe von Farben und Text an, in welcher Fahrstufe man sich befindet. Der Bildschirm ist verhältnismäßig klein, bietet aber eine gestochen scharfe Darstellung, sodass alle Angaben gut ablesbar sind. Die vier Modi von schwach nach stark sind: Eco (50%), Tour (120%), eMTB (120-300%), und Turbo (300%). In Klammern die jeweilige Unterstützung des Motors zur Eigenleistung des Fahrers.

Wer Akkuleistung sparen will, kann lange im Eco-Modus bergauf fahren. Man muss allerdings kleine Gänge fahren und den Drehzahlbereich erspüren, bei dem der Motor optimal anschiebt. Der Motor kompensiert dann quasi nur das Gewicht des E-Bikes, nicht viel mehr. Das Gefühl erinnert ans Biken ohne Motor und man tut definitiv etwas für seine Fitness. Ab dem Tour Modus zieht das Tempo deutlich an. Vielleicht ein etwas großer Sprung, aber wer geschickt zwischen diesen beiden Stufen variiert, kann sehr effizient längere Steigungen mit eingestreuten Steilstufen bewältigen.

Alle reden derzeit vom so genannten „Uphill-Flow“, dem Gefühl, fast schwerelos den Berg hinaufzugleiten. Das kann man im recht neuen eMTB-Modus erleben, der den ehemaligen Sport-Modus ersetzt. Dabei handelt es sich um eine Art virtuelles Automatik-Getriebe: Die Sensorik analysiert ständig den Pedaldruck des Fahrers und regelt fließend dazu die passende Unterstützung. Diese variiert zwischen 120 (Tour) und 300 Prozent (Turbo). Meine Meinung: Die Automatik funktioniert erstaunlich gut, man muss aber tatsächlich aufpassen, dass einem „der Gaul nicht durchgeht“, denn der Motor kann bei entsprechendem Pedaldruck einen immensen Schub entwickeln. Spaß macht der eMTB-Modus auf jeden Fall, wenn man etwas Fahrpraxis damit gesammelt hat. Im höchsten Modus (Turbo) drückt der Motor dann schließlich 300 Prozent ohne Gnade in den Antrieb.

Die Geometrie des neuen Stereo Hybrid HPC 140 TM ist genau für diesen Einsatzbereich entwickelt worden. Die Front hält bergauf mit dem flachen Lenkwinkel (65,6 Grad) in allen Situationen die Spur. Der Fahrer kann sich voll und ganz auf die Linienwahl konzentrieren. Besonders in tricky Passagen macht dieses Hybrid Fully richtig Freude, wenn man dem Antrieb einen kurzen extra Schub verpasst. Die Federelemente am 3-Positionen-Schalter straffer einzustellen, macht nur auf Asphalt und Schotterwegen Sinn. Die meiste Zeit genießt man lieber den vollen zur Verfügung stehenden Federweg. Das Laufgeräusch des Motors ist hörbar, aber gefühlsmäßig würde ich sagen, es ist etwas leiser als beim alten Performance CX.

Tipp: Wenn du mehr zum Thema E-Bike-Fahrtechnik wissen möchtest, können wir dir unseren Magazin Beitrag E-Bike Fahrtechnik empfehlen.

Das Stereo Hybrid HPC 140 TM auf der Abfahrt

Sobald sich der Lenker Richtung Tal senkt, ist das CUBE Stereo Hybrid HPC 140 TM in seinem Element. Zwei Handgriffe noch, dann kann der Downhillspaß losgehen:

  1. Checken, ob Gabel und Dämpfer am blauen Hebel auf „soft“ eingestellt sind, sodass das Fahrwerk maximal arbeiten kann.
  2. Mit einem Druck auf den Hebel unter dem linken Lenkergriff den Sattel versenken.

Ich bin immer wieder begeistert, wie satt ein E-Fully-Fahrwerk auf dem Trail liegt. Denn hier wird sein (Über-)Gewicht zum spürbaren Vorteil. Zudem ist das Gewicht perfekt positioniert und erzeugt einen tiefen Schwerpunkt. Hoppla, war das eben ein Wurzelteppich? Hab gar nichts gemerkt! Vibrationen und ein nervös tänzelndes Vorderrad, wie man es von einem normalen Fully her kennt, gibt es hier deutlich weniger. Der Trail wird regelrecht glattgebügelt. Freilich ist das CUBE Stereo Hybrid 140 TM noch kein Enduro. Aber wenn man sich mit der Abstimmung des Fahrwerks Mühe gibt, sind seine 140/150 Millimeter schon sehr luxuriös

Die soliden Magura MT7 Scheibenbremsen mit 200-mm-Scheiben behalten jederzeit die Kontrolle über die Schwerkraft. Sie sind am Hebel nicht ganz so leichtgängig wie eine Shimano XT, aber mir persönlich kommt das satte Bremsgefühl entgegen. Die Bremse ist so einfach besser dosierbar, als wenn sie beim geringsten Zucken des Hebels bereits auf 100 Prozent Leistung geht. Einen wandernden Druckpunkt konnte ich nicht feststellen. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass die Test-Abfahrten bei weitem nicht die Länge eines Alpenpasses hatten.

In engen Kurven merkt man allerdings die Länge des 29er Fahrwerks schon deutlich. Und bei schnellen Richtungswechseln kommt die Trägheit des 24-Kilo-Boliden wieder zum Vorschein. Aber es ist logisch, dass sich in solchen Situationen ein um 10 Kilo leichteres Carbon-Bike ohne E-Antrieb agiler bewegen lässt. Gewisse Kompromisse muss man als E-Biker eingehen. Aufpassen muss man auch auf schnellen Schotterabfahrten, weil ein E-Fully aufgrund des Gewichts gerne mal übers Vorderrad aus der Kurve schiebt oder gar wegrutscht.

Akkuleistung und Reichweite

Für einen echten Langstreckentest und viele Höhenmeter am Stück hat uns zum einen die Zeit gefehlt. Und zum anderen ist kurz nach unserem traumhaft schönen Herbst-Wochenende der Winter in Bayern eingezogen. Dennoch lässt sich aus Erfahrung und anhand des Akkustandes nach meinen zwei- bis dreistündigen Testfahrten sagen, dass der neue 625-Wattstunden-Akku unglaubliche Reserven bietet. Selbst wenn ich über längere Distanzen im Tour- und eMTB-Modus richtig Gas gegeben habe – vor allem bergauf -, musste ich mir nie Sorgen machen, nicht nach Hause zu kommen. Ich möchte behaupten, wer auf seinen Energiehaushalt am Akku achtet und ökonomisch fährt (Eco-Modus auf Flachstücken, hohe Leistung nur wenn’s nötig ist), übersteht locker lange Tagesetappen. Auch in den Alpen. Das Kiox Display versorgt den Fahrer ständig über den Stromverbrauch.

Die Ladezeiten: In 1,5 Stunden ist der Akku zu 50 Prozent geladen. Das heißt, wenn man beispielsweise auf einer Alpenüberquerung die Mittagspause zum Nachladen nutzt, ist man für den Rest des Tages auf der sicheren Seite. Für eine komplette Ladung benötigt der Akku knappe vier Stunden.

Weitere Tipps zum Umgang mit E-Bike Akkus findest du im Magazin-Beitrag Die wichtigsten Tipps zu E-Bike Akkus.

Unser Fazit

Das CUBE Stereo ist auf dem besten Weg, sich auch in der Hybrid-Version zum Klassiker zu entwickeln. Kommt einem das Stereo Hybrid HPC 140 TM beim ersten Kontakt noch schwer und träge vor, so verwandelt sich dieses Gefühl mit jedem gefahrenen Meter in puren Fahrspaß. Denn sobald der hervorragend abgestimmte neue Bosch Performance CX Motor seine Arbeit aufnimmt, ist das Handling dieses Allrounders easy.

Besonders begeistert hat uns das Fox Fahrwerk. Gabel und Dämpfer sind schnell und unkompliziert abzustimmen. Mit Hilfe der blauen 3-Stufen-Schalter lässt sich die Charakteristik unterwegs im Handumdrehen zwischen weich und hart verändern. Die trail-orientierte Ausstattung mit stabilen Laufrädern, fetten Reifen und serienmäßiger Dropper Post Sattelstütze lässt nichts zu wünschen übrig.



Die neuen Stereo Hybrid 140 Modelle im RABE Shop

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