Ein Gravel Reifen steht vor einer anspruchsvollen Aufgabe: Er muss schnell über den Asphalt flitzen und im nächsten Moment Grip auf Schotter beweisen. Auch der Rollkomfort und dein Fahrstil spielen eine große Rolle. Wir zeigen die verschiedenen Gravel Reifen Typen und erklären, was du für einen Tausch wissen musst.

Das moderne Gravelbiken hat sich aus dem klassischen Cross- beziehungsweise Querfeldein-Radsport heraus entwickelt. Immer mehr Rennradfahrer hegen den Wunsch, hin und wieder die Straße zu verlassen und dem Verkehr aus dem Weg zu gehen. Ein Blick auf die Landkarte offenbart ein unglaublich dichtes Netz an Wirtschafts-, Schotter- und Waldwegen. Hunderte Kilometer dieser Wege sind für Gravelbiker nutzbar. Du kannst die Natur intensiver genießen und nicht zuletzt dein Tourenrevier extrem erweitern.

Mit der Wahl des richtigen Reifens kannst du auch mit dem Gravelbike den einen oder anderen Flowtrail abreiten.

Aber auch Mountainbiker, die gerne sportlich auf Schotter- und Waldwegen unterwegs sind, entdecken das Gravelbiken für sich. In vielen Regionen, von flachem Terrain bis Mittelgebirge, ist das Gravelbike eine leichtgewichtige Alternative zum Hardtail-MTB.

Laufradgrößen bei Gravelbikes

Bei den Größenangaben von Laufrädern und Reifen hat sich traditionell die Angabe in der Maßeinheit „Zoll“ etabliert. Leider, muss man sagen. Denn die Zollangaben sind ungenau und schaffen mehr Verwirrung als Klarheit. Besser ist es, sich mit der so genannten ETRTO-Angabe vertraut zu machen. Diese Zahlenkombination steht auf der Seitenflanke jedes Reifens, zum Beispiel 33-622. Sie gibt unmissverständlich den Durchmesser und die Breite des Reifens in Millimetern an. In diesem Fall 33 mm Breite und 622 mm Durchmesser.

Unmissverständlich: Die ETRTO Angabe 33-622. Außerdem gibt es auf der Flanke oft Empfehlungen für den Luftdruck.

Klassisches Gravelbike: 28 Zoll (622 mm)

Das Gravelbike Stammt vom Rennrad ab. Aus diesem Grund ist ein Laufraddurchmesser von 28 Zoll die meist-verbreitete Variante. Bei der ETRTO Angabe, zum Beispiel 40-622, entspricht dieser Felgen- bzw. Reifendurchmesser dem Wert 622 (Millimeter).

Vielseitiges Gravelbike: 27,5 Zoll (584 mm)

Manche modernen Gravelbikes kommen mit 27,5-Zoll-Laufrädern, was einem Felgendurchmesser von 584 Millimetern entspricht. Es gibt auch Gravelbikes, bei denen man die Wahl zwischen 28- und 27,5-Zoll-Rädern hat. Generell bietet 27,5 Zoll die Möglichkeit, breitere und damit auch voluminösere Reifen zu montieren. Allerdings müssen Rahmen und Gabel für diese Option eine große Reifenfreiheit aufweisen. Sprich: Hinterbau, Kettenstreben und Gabelscheiden stehen weit genug auseinander (siehe auch Absatz „Reifenfreiheit“).

Selten: 29 Zoll-Gravelbike (622 mm)

Hier wird wird die Merkwürdigkeit der Zoll-Angaben besonders deutlich, denn ein 29-Zoll Laufrad weist in Millimetern denselben Durchmesser wie ein 28-Zoll-Laufrad auf: 622 Millimeter. Man hat jedoch die Möglichkeit, besonders breite Reifen aufzuziehen. Ergo besitzen (die seltenen) 29-Zoll-Gravelbikes eine große Reifenfreiheit an Hinterbau und Gabel.

Was muss ein Gravel Reifen können?

Eine typische Graveltour verläuft in der Regel über einen Mix aus Schotterwegen und Straßen oder asphaltierten Radwegen. Die Wahl des richtigen Reifens hängt unter anderem davon ab, in welchem Verhältnis diese Untergründe zueinander stehen. Gravelbiker, die Straßen bewusst und so oft wie möglich meiden, werden eher mit einem voluminösen, stärker profilierten Reifen glücklich. Bei umgekehrten Anteilen ist ein Semislick mit leichten Seitenstollen und glatter Lauffläche die beste Wahl sein. Generell muss ein Gravel Reifen jederzeit ein komfortables Fahrgefühl vermitteln und sicheren Halt in Kurven gewährleisten. Außerdem ist ein guter Pannenschutz wichtig, schließlich geht es über Stock und Stein.

Das Mutterland der Schotterstraßen: Gravelbiken in Colorado.
Profil und Volumen sorgen für Grip.

Komfort und Traktion

Grundsätzlich ist es Geschmacksache, welche Reifenbreite man am liebsten fährt. Fakt ist jedoch: Je breiter und voluminöser ein Reifen ist, desto komfortabler ist sein Fahrverhalten. Beim Gravelbike ist der Komfort des Reifens umso wichtiger, da das Fahrwerk selbst in der Regel ungefedert ist. Zweiter wichtiger Faktor ist der richtige Luftdruck. Er sorgt letztendlich dafür, dass neben dem Komfort auch die Traktion des Reifens optimal ist. Also, wie gut sich die Lauffläche an den Untergrund anschmiegen kann. Und hier ist weniger meist mehr! Denn das beste Profil nützt in der Schotterkurve nichts, wenn der Reifen prall aufgepumpt ist.

Tipp: Eine kurze Testrunde mit verschiedenen Untergründen hilft dabei, den richtigen Luftdruck zu finden. Am besten mit (zu) viel Luftdruck anfangen und beim Start zu jeder neuen Runde den Druck um einen definierten Wert verringern. Zum Beispiel 0,2 Bar. Du wirst dich wundern, wieviel dieser geringe Wert bereits bewirkt. Das optimale Verhältnis zwischen Komfort und Traktion ist erreicht, wenn der Halt in Kurven Sicherheit vermittelt, sich das Bike aber noch nicht schwammig anfühlt. Bei wenig Luftdruck sollte man auch die Gefahr von Durchschlägen im Auge behalten. Siehe dazu auch unsere Tubeless-Tipps weiter unten.

Reifenfreiheit des Rahmens checken

Die maximale Breite der Reifen an deinem Gravelbike begrenzen der Hinterbau des Rahmens und die Gabelscheiden. Zu diesem Wert gibt es in der Regel eine Herstellerangabe, also beispielsweise 48 Millimeter. Die weiteren Möglichkeiten: Ausprobieren oder selbst nachmessen zwischen Kettenstreben, Sattelstreben und Gabelscheiden. Wobei man letztendlich mit dem Reifen nicht bis auf Haaresbreite an diese Bauteile heran gehen sollte. Zum einen verformt sich das Laufrad geringfügig in manchen Fahrsituationen. Zum anderen kann Schmutz eine Kruste auf dem Profil bilden, die entsprechend einige Millimeter dick aufträgt. Unser Tipp: Mindestens 4 Millimeter Spielraum zwischen Reifen und Rahmen lassen.

Üppige Reifenfreiheit an der Gabel.
Auch am Hinterbau wäre ein breiterer Reifen möglich.

Der passende Gravel Reifen für jeden Einsatzbereich

Sportliche Gravelbiker, die maximal auf feinem Schotter und festen Naturbelägen unterwegs sind, wählen in der Regel Reifen zwischen 30 und 40 Millimeter Breite. Vielseitiger einsetzbar sind Gravelreifen zwischen 40 und 50 Millimeter Breite oder sogar noch voluminöserem Querschnitt. Breite, Volumen und Luftdruck sind für Komfort und Traktion aber fast wichtiger als das Profil.

Links ein Reifen mit relativ glatter Lauffläche für Asphaltpassagen, dazu kleine Seitenstollen für Grip im leichten Gelände. Rechts ein Reifen mit viel Volumen und durchweg feinem Profil. Während der Pneu in der Mitte fast schon ein verkleinertes Mountainbike-Profil besitzt.

Sind Tubeless-Systeme sinnvoll am Gravelbike?

Schlauchlos-Systeme etablieren sich immer mehr an allen Fahrradtypen. Im Rennsport sind sie sogar nicht mehr wegzudenken, zum Beispiel in der Mountainbike Szene. Die Vorteile generell: Tubeless Bereifung kann mit sehr wenig Luftdruck gefahren werden, da die Gefahr von Durchschlägen sehr gering ist. Das heißt, Traktion und Rollkomfort sind spürbar besser als bei normalen Systemen mit Schlauch. Und kleinere Löcher verschließt die eingebrachte Dichtmilch selbstständig während des Fahrens. Zu guter letzt sparen Tubeless-Systeme Gewicht am Gravelbike.

Voraussetzungen und Nachteile: Laufräder und Felgen müssen für Tubeless-Systeme vorbereitet sein. Die Montage erfordert Zeit und eine gewisse Expertise. Ein größerer Reifenschaden unterwegs kann das Aus der Tour bedeuten. Für alle Fälle sollte ein Schlauch mitgeführt werden – was jedoch den Gewichtsvorteil reduziert. Und Tubeless-Systeme sind teurer als herkömmliche Schlauch/Reifen-Kombinationen.

Fazit: Wer das Gravelbiken ambitioniert und sportlich betreibt, und wer sich mit dem Gravelbike auch in anspruchsvolleres Gelände wagen will, für den kann eine Umrüstung auf Tubeless unterm Strich eine sinnvolle Option sein.


Unsere Gravel- und Cyclocross Bikes im Shop:

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