Die Elektrizität macht den Unterschied! Grundsätzlich sollte man jedem Bike nach der Winterpause einen Service gönnen. Wir erklären, welche Parts am E-Bike besondere Zuwendung brauchen. Und wie du die 10 wichtigsten Checks selbst erledigen kannst.

Frühlingsgefühle. Die Tage werden länger, die Sonne lacht, die Natur scheint förmlich zu explodieren. Du bist bereit für den Start in die neue Radsaison. Aber ist es dein E-Bike auch? Das solltest du lieber nicht dem Zufall überlassen. Abgesehen davon, dass ein Fahrrad generell in regelmäßigen Intervallen Pflege benötigt, ist der Start in die neue Saison eine gute Gelegenheit, die du für einen Service nutzen solltest.

Das Gute daran: Man muss kein studierter Technik-Experte sein, um die nötigsten Checks am E-Bike in Eigenregie zu erledigen. Und eine gewisse Basisausstattung an Werkzeug besitzen ambitionierte Hobbyschrauber ohnehin. Wenn du dir allerdings einige der Serviceschritte nicht zutraust, solltest du dein E-Bike lieber in die Fachwerkstatt geben.

Inhalt


Werkzeug Grundausstattung

  • Ein Satz Inbusschlüssel (Innensechskant) von 1,5 bis 8 mm
  • Ein Satz Torxschlüssel von T10 bis T30
  • Kreuzschlitz Schraubendreher klein
  • Kreuzschlitz Schraubendreher mittel
  • Standard Schraubendreher mittel
  • Standpumpe mit Manometer (zur Not geht auch eine gute Handluftpumpe)
  • Drehmomentschlüssel (sinnvolle Anschaffung)
  • Kettenverschleiß-Messlehre

Weitere Service-Utensilien

  • Fahrradreiniger zum Anlösen von Schmutz
  • Schwamm
  • Kleine Bürste
  • Tipp: Zahnbürste für schwer zugängliche Stellen
  • Lappen aus Baumwolle
  • Kettenöl

Werkzeug-Tipp: Qualität statt Quantität

Hochwertiges Werkzeug ist das A und O! Auch als Hobbyschrauber solltest du an dieser Stelle nicht sparen. Grund: Gute Werkzeuge bestehen aus härterem Material und sind präziser gefertigt als Billigteile aus der Grabbelkiste. Beispiel: Ein hochwertiger Inbusschlüssel passt spielfrei in die Sechskant-Aufnahme der Schraube. Dies sorgt für beste Kraftübertragung und verhindert, dass der Flansch sich verformt. Das gilt für alle Arten von Schlüsseln und Schraubendrehern. Außerdem: Gutes Werkzeug rostet nicht und hält länger.

Das Multi-Tool für Notfälle unterwegs kann man „zur Not“ auch mal in der Werkstatt verwenden. Aber alleine seine Handhabung ist aufgrund der kompakten Maße schon eingeschränkt.

1. E-Bike reinigen

Der Großputz kann entfallen, wenn du dein E-Bike im Herbst sorgsam stillgelegt und über den Winter nicht benutzt hast. Das heißt: Nach der letzten Fahrt säubern (wie im Anschluss geschildert), den Akku herausnehmen und ihn mit einer Ladung von 30 bis 60 Prozent bei Zimmertemperatur lagern. Auch das Display kannst du abnehmen und separat aufbewahren. Wer sein E-Bike den Winter über fährt, sollte ohnehin regelmäßig einen Service machen. Nicht zuletzt, um den Verschleiß in Grenzen zu halten.

Wasser und Strom sind keine guten Freunde

Für eine Bike-Wäsche, egal welcher Typ, solltest du niemals einen Hochdruckreiniger verwenden. Denn der konzentrierte Wasserstrahl presst sich in kleinste Ritzen, spült Fett aus Lagerungen und fördert an versteckten Stellen die Korrosion. Und bei E-Bikes kommt noch der Faktor Elektrizität hinzu. Klar, ein E-Bike muss auch Regenfahrten und Schlammschlachten wegstecken können. Aber ein Hochdruckreiniger ist nochmals eine Stufe extremer!

Deshalb gilt: Beim Putzen höchstens weich-fließendes Wasser aus dem Schlauch übers E-Bike plätschern lassen. Grobe Verschmutzungen zuerst mit einem Fahrrad-Reiniger einsprühen und einige Minuten aufweichen lassen. Am besten ist es, mit Bürste, Putztuch und einem Eimer Wasser mit wenig Spülmittel zu arbeiten. Das Display auf jeden Fall abnehmen und mit einem feuchten Tuch reinigen.

2. Akku-Pflege

Ob man den Akku während der Wäsche am/im E-Bike lassen kann, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die meisten Hersteller empfehlen, den Akku abzunehmen. Bei demontiertem OnTube-Akku (auf dem Unterrohr montiert) solltest du auf jeden Fall darauf achten, dass kein Wasser in Rahmenöffnungen und in die Elektrik gelangt. Ein InTube-Akku ist dagegen im Unterrohr bestens geschützt. Außerdem ist er nicht bei jedem E-Bike rasch zu entnehmen. Wer beim Waschgang schonend mit Wasser umgeht, hat kaum etwas zu befürchten. Dennoch ist es kein Fehler, einen InTube-Akku hin und wieder auszubauen, schon alleine, um die Kontakte zu reinigen und zu checken, ob sich unter der Abdeckung Schmutz und Nässe angesammelt haben.

Generell sind alle elektrischen Kontakte am E-Bike mit Fingerspitzengefühl zu behandeln. Am Ende der Reinigungsprozedur solltest du die Kontaktflächen abtrocknen. Letzter Punkt im Pflegeprogramm: Nach der Winterruhe gehört der Akku an die Steckdose.

3. System & Software

Alle Funktionen eines E-Bike-Antriebs werden über eine System-Software gesteuert. Da die Hersteller hinter den Kulissen ständig an Verbesserungen arbeiten, bieten Software-Updates die Möglichkeit, in den Genuss dieser Verbesserungen zu gelangen. Zum Beispiel neue Funktionen oder Unterstützungsmodi. Dazu ist in der Regel ein Besuch beim Händler nötig, der den Antrieb mit Hilfe eines Diagnose-Tools auf den aktuellsten Stand bringt. Dabei wird auch geprüft, ob Display, Motor und Akku korrekt funktionieren.

Moderne Antriebe wie das Bosch Smart System oder Shimano Steps ermöglichen es, Software-Updates in Eigenregie über eine App zu erledigen (E-Bike Flow App bzw. E-Tube App).

4. Allgemeine Sichtkontrolle

Schau dir das E-Bike ganz genau an. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel feine Risse aufspüren, die sich an Rahmen oder Bauteilen gebildet haben können. Typische Problemzonen an Aluminium Rahmen sind die Schweißnähte im Bereich von Steuerrohr, Tretlager und Kettenstreben. Auch die Felgen zählen zu den stark beanspruchten Parts. Risse entstehen hier in der Regel im Bereich der Nippellöcher. Defekte oder beschädigte Parts, die man bereits bei der Sichtkontrolle entdeckt, müssen ausgetauscht werden.

5. Bereifung

Die Bereifung ist in vielerlei Hinsicht wichtig! Zum einen können unerkannte Beschädigungen oder Risse dazu führen, dass ein Reifen platzt. Was in den meisten Fällen zum Sturz führt. Auch wird Gummi mit der Zeit spröde. Deshalb solltest du die Reifen regelmäßig aus der Nähe inspizieren. Prüfe dabei auch, ob sie korrekt auf den Felgen sitzen und rund laufen. Reifen mit beschädigten Karkassen auf jeden Fall austauschen!

Was oft vernachlässigt wird, ist der Luftdruck! Nicht nur dass ein korrekt aufgepumpter Reifen viel Fahrkomfort bietet – er kann auch die Reichweite des E-Bikes verlängern. Den optimalen Druckbereich findest du auf der Seitenflanke des jeweiligen Reifens aufgedruckt. Und das ist oft weniger, als man glauben mag. Denn Tests auf dem Prüfstand beweisen, dass ein prall gefüllter Pneu nicht zwingend gut rollt. Sondern entscheidend ist, wie gut er sich dem Untergrund anschmiegt. Für diesen Arbeitsschritt benötigst du eine Standpumpe mit Manometer, denn hier kommt es tatsächlich aufs viertel bis halbe Bar an.

Tipp: Checke den Luftdruck regelmäßig, da jeder Reifen bzw. Schlauch mit der Zeit Luft verliert.

6. Laufräder

Mit einem Kabelbinder, den du am Hinterbau und an der Gabel befestigst, stellst du am einfachsten fest, ob deine Laufräder einen Seitenschlag haben. Falls du keinen Montageständer zu Hause hast, kannst du dein E-Bike einfach auf den Kopf stellen. Achte allerdings darauf, etwas unterzulegen und so das Display bzw. den Sattel und die Griffe vor Beschädigungen zu schützen. Umschlinge die Hinterbaustrebe oder den Gabelholm auf Höhe der Felge und schneide das Ende des Kabelbinders so ab, dass so wenig Abstand wie möglich zur Felge besteht. So kannst du selbst einen kleinen Seitenschlag deiner Felgen gut erkennen. Für das Zentrieren eines Laufrades ist Erfahrung nötig. Falls du dir unsicher bist, bringe dein E-Bike lieber in die Fachwerkstatt.

7. Steuerlager

Seit sich am Vorbau das Ahead-System auf breiter Front etabliert hat, hat sich das Problem „lockeres Steuerlager“ weitgehend erledigt. Denn die solide Klemmung des Vorbaus außen am Gabelschaft verhindert in der Regel das Lösen des Lagers. Dennoch sollte man hin und wieder checken, ob sich nicht vielleicht ein minimales Spiel eingeschlichen hat. Die Gefahren: Ein zu lose geklemmter Steuersatz kann durch die Vibrationen beim Fahren Schäden an den Lagern verursachen. Oder die Gabel kann sich zusammen mit dem Rahmen aufschwingen und für ein schwammiges Fahrgefühl sorgen. Ob das Lager Spiel hat lässt sich ganz leicht prüfen: Lege einen Finger um den Lagerspalt des oberen Lagers. Wenn du jetzt die Vorderbremse anziehst und gleichzeitig das Bike vor und zurück ruckelst, fühlst du selbst das geringste Spiel im Lager. Das Einstellen funktioniert so: Gabelschaft-Klemmschraube am Vorbau etwas lösen. Dann die Spannschraube oben auf dem Ahead-Deckel mit Gefühl anziehen bis das Lagerspiel verschwunden ist. Abschließend den Vorbau wieder am Schaft klemmen.

8. Kette & Schaltung

Kette:

Wenn du dein E-Bike im Herbst anhand unserer Tipps stillgelegt hast (s.o.), sollte die Kette noch geschmeidig laufen. Ansonsten kann eine leichte Ölung bei Wiederbelebung im Frühjahr nicht schaden. Wichtig(er) ist eine Verschleißprüfung mit Hilfe einer Messlehre. Dieses preisgünstige Tool aus dem Fahrradfachhandel misst die Längung der Kette. Denn wer diese rechtzeitig tauscht, kann den Verschleiß der deutlich teureren Kettenblätter und Ritzelkassetten deutlich hinaus zögern.

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Schaltung:

Zur Überprüfung der Schaltung solltest du auf einer kleinen Proberunde alle Gänge in beide Richtungen durchschalten. Bei Ungenauigkeiten gehört das Justieren der Schaltung zu den Basics, die jeder Hobbyschrauber beherrschen sollte. In der Regel genügt ein kleiner Dreh an der Zug-Spannschraube.

Einen kompletten Guide, wie du deine Kettenschaltung einstellen kannst, findest du hier:

9. Scheibenbremsen

Neben der Sichtprüfung aller (äußeren) Parts, gehört ein Verschleiß-Check der Bremsbeläge zum Pflichtprogramm. Denn aufgrund des hohen Gewichts von E-Bikes werden die Bremsen besonders stark beansprucht. Du kannst dazu mit einer Taschenlampe in den Spalt am Bremssattel leuchten. Besser ist es jedoch, die Beläge auszubauen und einen Blick auf den Verschleiß-Indikator zu werfen. Dabei handelt es sich um eine kleine „Delle“ im Belag. Die Belagstärke ist in Ordnung, so lange die Delle zu erkennen ist. Bei Belägen ohne Verschleißindikator gilt die Faustregel: Ab einer Restdicke von 0,5 Millimeter oder weniger müssen neue Beläge eingesetzt werden. Die Arbeitsschritte für den Tausch der Bremsbeläge erfährst du hier:

Wie fühlt sich das Bremsen am Hebel an? Ist der Druckpunkt schwammig? Lässt sich der Hebel zu weit durchziehen? Problem: Nach längerem Stillstand des Bikes kann sich Luft im System gebildet haben. Dann muss das Bremssystem entlüftet werden. Diesen Job können jedoch nur versierte Hobbyschrauber in Eigenregie erledigen! Ansonsten muss das E-Bike in die Fachwerkstatt.

10. Fahrwerk & Federelemente

Beginne auch hier wieder mit einer Sichtprüfung: Standrohre, Tauchrohre, Dämpferkolben und Schrauben. Besonderes Augenmerk gilt den Gleitflächen und Dichtungen. Diese am besten mit etwas Öl reinigen und benetzen. Gabel und Dämpfer sollten weich und ruckelfrei einfedern. Zum Abschluss noch das Setup checken. Denn es kann sein, dass die Luftkammern über die Winterpause etwas Druck verloren haben. Gegebenenfalls also das Fahrwerk auf dein Körpergewicht und deinen Fahrstil hin neu abstimmen.