Mit dem BIKE 1 hat Deuter vor über 20 Jahren einen Klassiker geschaffen. Bis heute wurde der Transalp-Rucksack ständig weiter entwickelt – und ist von einer Alpenüberquerung mit dem Mountainbike nicht mehr wegzudenken. Ein vielseitiges Programm und ein hoher Qualitätsanspruch haben Deuter zu einem der wichtigsten Hersteller für Outdoor Equipment gemacht.

Es gibt bestimmte Ausrüstungsteile, die garantiert jeder Mountainbiker kennt: Zum Beispiel eine Rock Shox Federgabel oder die Shimano Deore XT Schaltgruppe. Die Klassiker eben. Ohne Frage muss dazu in einem Atemzug auch der Deuter Bike Rucksack genannt werden. Als Biker der ersten Stunde – mit einem starren Scott Stahlbike ging es Ende der Achziger Jahre bei mir los – hat mich ein Deuter Rucksack in diversen Ausführungen stets begleitet. Noch heute besitze ich (unter anderen) ein betagtes aber voll funktionstüchtiges Transalp-Exemplar, das auf manchen Ausflügen meine Kameraausrüstung beherbergt. Umso spannender klang die Einladung meiner RABE BIKE Kollegen Sebastian und Christoph, sie auf ihrem Werksbesuch bei Deuter zu begleiten.

Wir stehen in der Empfangshalle des modernen Firmengebäudes, das seinen Sitz in Gersthofen hat, in der nördlichen Peripherie von Augsburg. Im Büroteil sind Vertrieb, Marketing und die Entwicklungsabteilung beheimatet. In den direkt angrenzenden Hallen befinden sich das Lager und die Logistik. Rund 100 Mitarbeiter sind alleine hier in Gersthofen damit beschäftigt, die Marke Deuter im Weltmarkt zu platzieren. Hinzu kommen über 4000 Mitarbeiter in Vietnam, wo die Produkte seit 1993 hergestellt werden. Unser Guide Martin Zanker, seines Zeichens Verkaufsleiter der Sparte Bike, lässt sich noch kurz entschuldigen. Aber bei Deuter kann selbst im Wartebereich keine Langeweile aufkommen. Denn eine Art Ahnengalerie, gespickt mit Produkten, Werbeplakaten und Statements prominenter Bergsportler nimmt Besucher mit auf eine Zeitreise durch mehr als 100 Jahre Firmengeschichte.

Gegründet wurde die Firma im Jahr 1898 von Hans Deuter, ursprünglich als Segeltuch- und Leinen-Weberei. Im Lauf der Dekaden legte Deuter eine rasante Entwicklung vor. Man erkannte stets die Bedürfnisse des Marktes, beispielsweise war ab dem Jahr 1930 der Tauernrucksack, genannt Tauern, der Standard unter Bergführern und Alpinisten. „Rückenfrei durch verstell- und abnehmbare Gurtverspannung“ lauteten schon damals die wirksamen Argumente in den Werbeanzeigen. Es ging weiter steil aufwärts, so dass Deuter Anfang der Siebziger Jahre der führende Rucksack-, Koffer- und Taschenfabrikant in Deutschland war.

Als in den Achziger Jahren der Mountainbike-Boom langsam aber vehement aus den USA nach Europa hinüber schwappte, war es wiederum der Hersteller Deuter, der das Potenzial dieser neuen Sportart frühzeitig erkannte. In Zusammenarbeit mit Transalp-Pionier Andi Heckmair entstand 1990 mit dem BIKE 1 der erste Spezialrucksack für Mountainbiker. Der Sohn des berühmten Bergsteigers Anderl Heckmair gilt als Erfinder der Alpenüberquerung mit dem neuartigen Fahrrad. Seine Ur-Route von Oberstdorf an den Gardasee ist der Klassiker schlechthin.

„Und darüber hinaus bis heute eine der schwersten Bikerouten über die Alpen“, sagt Martin Zanker als er uns lachend begrüßt. „Schmal sollte der neue Rucksack sein, lautete einer von Heckmairs Wünschen, damit man das Bike gut tragen kann.“ Das sagt bereits viel über den Charakter der Strecke aus: Die Heckmair-Route ist alles andere als eine Kaffefahrt. Erst recht nicht, wenn man sich Heckmairs Original Centurion Stahlbike von damals anschaut, das ebenfalls in der Halle ausgestellt ist. Ein echter Härtetest im Vergleich zum Komfort eines modernen Fullys.

Zusammen mit dem BIKE 1 wurde auch das Airstripes System erfunden, bis heute eines der Kern-Features der Deuter Bike Rucksäcke. Zwei vertikale Polster links und rechts der Wirbelsäule sorgen dafür, dass sich der Rucksack schlüssig an den Rücken schmiegt, aber dennoch die Belüftung gewährleistet ist. Selbstverständlich wurde das Airstripes System ständig weiter entwickelt, wie uns Martin am Modell Transalpine zeigt, einem weiteren Klassiker der im Jahr 2000 auf den Markt kam. „Den sieht man heute noch in den Bergen, der ist nicht kaputt zu kriegen“, erzählt der Deuter-Spezialist weiter. Der Trans Alpine war so angesagt, dass ihn jeder haben wollte, vom Studenten bis zum Familienvater. „Viele dieser Exemplare haben nie eine Transalp gesehen“, fügt Martin lachend hinzu.


Der Klassiker schlechthin: Der Trans Alpine von Deuter ist DER Rucksack für alle Mountainbike Fahrer.


Auf dem Weg vom Empfangsbereich in die heiligen Hallen passieren wir die Näherei mit dem Reparaturservice. Hier landen alle Deuter Produkte, die von Endkunden über einen Händler zur Reparatur eingeschickt werden. Wie schauen Eugen auf die Finger, der gerade einen Rucksack unter die Nadel seiner Nähmaschine schiebt. Es sieht in diesem Fall zwar nicht nach einem ernsthaften Schaden aus, aber Eugen weiß bei jedem Produkt genau wo der Faden hingehört. Martin erklärt: „Deuter gibt für seine Produkte ein lebenslanges Reparaturversprechen. Damit wollen wir den Kunden auch klar machen, dass man bei einem Schaden nicht jedes Teil gleich entsorgen muss.“

Die Lagerhallen und der Versand beanspruchen den meisten Platz im Deuter Firmengebäude. An der Außenseite reihen sich zahlreiche Laderampen aneinander, wo die LKWs andocken können. Denn jede Woche wollen fünf bis zehn Containerladungen mit Neuware aus Asien verarbeitet werden. Auf Rollbahnen sausen Kartons zu Packstationen, an denen die Bestellungen für die Shops zusammen gestellt werden. Wahre Scheunentore führen in die nächste Halle. Dort türmen sich Regale in schwindelnde Höhen. Gabelstapler hieven Paletten hin und her, rauf und runter. Wir kommen uns ziemlich klein vor. Klar, dass sich in den Hochregalen nicht nur Bike-Rucksäcke stapeln. Denn das Programm von Deuter umfasst heute neben zig Rucksackmodellen für den Bergsport auch Taschen, vom Schulrucksack bis zum Reisetrolley, Schlafsäcke und weitere Outdoor Accessoires.

Schier endlose Gänge und Kartons soweit das Auge reicht im Hochregallager des Deuter Logistikzentrums

Wir verlassen die Hallen wieder und durchstreifen die Büro-Etagen. Tageslicht flutet durch großzügige Glasfronten in die Büros und weiter durch Glaswände in das gesamte Gebäude. Mitarbeiter stehen zusammen, diskutieren, oder sitzen komzentriert an ihren Schreibtischen. Es herrscht eine entspannte aber dennoch betriebsame Atmosphäre. Vor den Räumen des Produktmanagements stapelt sich ein wirrer Haufen von Produktmustern im Gang. Puppen sitzen als Test-Dummy in Kinder-Tragekraxen. Viele Teile werden stichprobenartig zerschnitten und auf ihre korrekte Fertigung geprüft. Oder es wird auf diese Weise nach Verbesserungsmöglichkeiten im Detail gesucht. Wo kann man noch Gewicht sparen? Wie lässt sich der Tragekomfort optimieren? Was kaum ein Kunde vermutet, ist der immense Vorlauf, den die Entwicklung benötigt: Im Jahr 2019 wird bereits an der Kollektion für 2021 gearbeitet.

Ein erlebnisreicher Tag geht zuende. Wir lernten mit Deuter ein modernes Unternehmen kennen, das optimistisch in die Zukunft blickt. Ein Unternehmen, das auf Nachhaltigkeit, Kontinuität und ein gesundes Wachstum setzt. Das heißt, Wachstum ja, aber nicht um jeden Preis. Triftige Gründe, warum Deuter ein zuverlässiger Partner von RABE BIKE ist und bleibt.


Der neue Deuter Trans Alpine Pro im Test


Bildnachweis Titelbild: Manfred E. Fritsche, Wikipedia