Nachdem SRAM und Campagnolo bereits vor Längerem ihre 12 fach Schaltgruppen vorgestellt haben, zieht nun auch Shimano nach. Dabei hätten die Gruppen schon vor einiger Zeit auf den Markt kommen sollen, aber wie in vielen Branchen sind Rohstoffmangel und ausfallende Produktionsketten nicht ohne Spuren an der Fahrradindustrie vorbeigezogen. Die Umstände sorgten für eine Verspätung der Gruppen, aber für das Modelljahr 2022 kommen sie nun endlich auf den Markt.

12 fach nur als Di2

Vorerst bekommen nur die beiden elektronischen Di2 Gruppen Dura Ace und Ultegra das Upgrade auf 12 Ritzel. Die mechanischen Pendants bleiben für 2022 noch unverändert.

Sind die neuen Di2 Gruppen Kabellos?

Jein. Semi Wireless. Bisher liefen die Kabel von der Bremsschalthebel zu einer Steuerungsbox (Junktionbox) und von dort aus weiter zu einem zentralen Akku und letztendlich zu Schaltwerk und Umwerfer. Die neuen Di2 Gruppen haben immer noch einen Akku, der Schaltwerk und Umwerfer mit Energie versorgt. Die Steuerungstechnik aus der Junktionbox wandert jetzt ins Schaltwerk.

Schaltbefehle der Bremsschalthebel werden bei den neuen Di2 Gruppen drahtlos zum Schaltwerk übermittelt und von dort aus gegebenenfalls via Kabel zum Umwerfer weitergeleitet. Der Vorteil dieser Bauweise gegenüber einem komplett kabellosen System ist eine deutlich längere Batterielaufzeit und kompaktere Bauweise von Schaltwerk und Umwerfer. Optional können die Bremshebel auch mit Kabeln verbunden werden, was die Akkulaufzeit um circa 50% erhöht. Der Akku wird bei den neuen Gruppen über einen Port am Schaltwerk geladen.

Die neuen Kassettenabstufungen der 12 fach Gruppen

Im Gegensatz zu SRAM setzt Shimano nicht auf ein 10 Zähne Ritzel an der Kassette, sondern bietet Kassetten mit den Abstufungen 11-28, 11-30 und neu auch mit 11-34 Zähnen an. Das zusätzliche Ritzel wurde clever integriert und sorgt für eine Ein-Zahn-Abstufung über den Großteil der Kassetten.

Die neuen Abstufungen:

11-28: 11-12-13-14-15-16-17-18-19-21-24-28
11-30: 11-12-13-14-15-16-17-19-21-24-27-30
11-34: 11-12-13-14-15-17-19-21-24-27-30-34

Die Kurbeln wird es bei Dura Ace Di2 in drei verschiedenen Varianten geben und bei Ultegra in zwei Varianten. Große Neuerung ist eine Standard Kurbel mit 54 – 40 Zähnen statt der bisherigen 53 -39, die es allerdings nur in der Dura Ace Gruppe geben wird. Semi-Kompakt und Kompakt Kurbeln bleiben unverändert mit 53 – 36 und 54 – 34 Zähnen.

Überarbeitete Ergonomie der Hebel

Auch die Bremsschalthebel haben ein paar Änderungen gesehen. Die Textur der Schaltknöpfe ist definierter und das Design der Bremshebel komplett überarbeitet. Der Ausgleichsbehälter für die Disc Versionen sitzt nicht mehr im Körper des Bremsschalthebels, sondern in der Erhöhung vor der Griffläche, wie bei den meisten Disc Gruppen. Ursache für die geänderte Position des Ausgleichsbehälters ist eine andere Betätigung des Geberkolbens und die Intigration der Servo-Wave Technologie, wie sie bereits in der Di2 GRX Gruppe und den Shimano MTB Bremsen eingesetzt wird. Dazu im nächsten Abschnitt jedoch mehr.

Die Größe der Hebel wurde ebenfalls überarbeitet. Folgend dem Feedback einiger Testfahrer und Profis sind die Hebel etwas voluminöser geworden. Passend zu den immer aerodynamischeren Sitzpositionen des modernen Radsports haben die Hebel eine leicht nach innen kippende Form bekommen, für eine natürlichere Handposition.

Weiterentwicklung der Bremsen

In die Technologie der Scheibenbremsen sind viele Einflüsse aus dem Mountainbike Bereich geflossen. Die bereits angesprochene Servo Wave Technologie sorgt mittels einer Änderung der Hebelverhältnisse während dem Hebelzug für einen schnellen Kontakt der Bremsbeläge an der Scheibe, jedoch nach dem Anliegen für eine bessere Modulation der Bremskräfte.

Resultieren daraus ist auch mehr Platz zwischen Belägen und Scheiben. Die Bauweisen der XT und XTR Bremsscheiben werden ebenfalls auf Ultegra und Dura Ace angewandt, da sich diese nach starken Bremsungen weniger stark verziehen. Diese beiden Faktoren sollen für bessere Performance der Bremsen bei weniger Geräuschen sorgen.

Verbesserte Schaltperformance

Ebenfalls aus dem MTB Bereich kommen die neuen Technologien für Kette und Kassette. Genauer gesagt teilen sich Dura Ace und XTR zukünftig wieder eine Kette. Hyperglide+ nennt sich die Technik und heißt im Detail, dass die Kette besonders gearbeitete Kettenglieder besitzt, die mit den komplexen Steighilfen an Kette und Kettenblättern zusammenarbeiten. Dadurch wird die Kette während eines Gangwechsels besser geführt, der Schaltvorgang passiert schneller und geschmeidiger. Die 12 fach MTB Antriebe von Shimano besitzen bereits diese Technologie und begeistern Tester der Fachzeitschriften und Online-Plattformen.

Neuer Freilauf

Die meisten 12 fach Antriebe erfordern einen neuen Freilauf um beispielsweise ein kleineres 10 Zähne Ritzel unterzubringen. Die neuen Di2 Gruppen bekommen zwar ebenfalls einen neuen Freilauf, der für mehr Kontaktfläche zwischen der Kassette und dem Freilaufkörper sorgt, die Kassetten sind jedoch so gefertigt, dass sie auch auf den bisherigen Shimano HG Freilauf passen. Aktuell gibt es den neuen Shimano Freilauf nur auf den ebenfalls neu vorgestellten Dura Ace und Ultegra Laufradsätzen.

Wie sieht es mit Felgenbremsen aus?

Wer sich jetzt über all diese Features freut und sein Felgenbrems-Rennrad mit der neuen Ultegra oder Dura Ace Di2 aufrüsten möchte, wird leider teilweise enttäuscht. Die Bremsschalthebel der Felgenbrems-Version haben von der alten 9100er Serie keine wirklichen Upgrades bekommen und sind daher nicht kabellos erhältlich. Es müssen also weiter Kabel von den Bremshebeln, durch den Rahmen, zu den Schaltkomponenten verlegt werden. Von der verbesserten Ergonomie der Disc Hebel profitiert man ebenfalls nicht. Die Bremskörper sind auch kaum überarbeitet worden und im Wesentlichen identisch zur alten Serie.

Zwar etwas schade, dass die Entwicklung hier nicht mehr vorangetrieben wird, allerdings wird kaum ein neues Rennrad noch mit Felgenbremsen vorgestellt. Langfristig wird der Tod der Felgenbremse am Rennrad also immer sicherer.

Fazit:

Shimano lässt sich mit der Vorstellung neuer Produkte gerne Zeit, allerdings nicht unbegründet. In den beiden neuen Di2 Gruppen vereinen Sie die besten Technologien aus bestehender Rennrad Erfahrung und neuen Innovationen aus Gravel und MTB Bereich. Resultat sind Schaltgruppen, die immer näher an die funktionelle Perfektion gelangen.

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