Die Kette ist ohne Frage das am meisten beanspruchte Bauteil am Bike. Korrekterweise müsste man sogar sagen: Das am meisten malträtierte Teil! Denn auf den filigranen Gliederstrang wirken schier unglaubliche Kräfte ein. Um den Verschleiß des Antriebs möglichst gering zu halten ist daher die richtige Reinigung und Pflege der Fahrradkette das A und O.

Egal ob Rennrad oder E-Bike, durch den Antritt des Fahrers herrscht eine ständige Zugebelastung. Seine Kraft wird zusätzlich verstärkt über die Hebellage der Kurbeln und der Ritzel (Übersetzung). Hinzu kommen noch die Belastungen durch Schräglauf und beim Schalten unter Last. Dabei wird die Kette ständig seitlich verformt.

Als wenn die Antriebseinflüsse noch nicht genug wären, kommt jetzt noch der Faktor Schmutz hinzu. Selbst bei trockener Witterung lagern sich ständig Staub und feiner Sand am Antrieb ab und bilden mit der Zeit eine Schmirgelpaste. Die extremsten Bedingungen herrschen am Mountainbike, wo es die Kette ständig mit grobem Dreck und Sand zu tun hat. Wenn es jetzt auch noch regnet, ist das Desaster für die Kette perfekt.
All diese Faktoren sorgen für einen verhältnismäßig starken und schnellen Verschleiß der Kette. Schlimmer noch, der ganze Antrieb mit den Kettenblättern und Ritzeln leidet darunter. Außerdem ist bei stark verschmutzter und trockener Kette sogar ein Leistungsverlust messbar!

Kettenlängung checken

In regelmäßigen Abständen solltest du die Längung deiner Kette prüfen. Dazu bietet der Fahrrad-Fachhandel spezielle Messlehren an. Aufgrund der eingangs beschriebenen Belastung durch Antrieb und Schaltvorgänge dehnt sich jede Kette mit der Zeit. Entsprechend werden die Zähne an Ritzel und Kettenblättern ausgearbeitet. Wartet man zu lange mit dem Tausch einer verschlissenen Kette, dann harmonieren die Zahnprofile nicht mehr mit einer neuen Kette: Sie springt bei Belastung über! Checkt man jedoch die Kette regelmäßig auf Längung und tauscht sie aus, wenn die Messlehre Alarm schlägt, dann kann man den Tausch weiterer und teurer Antriebskomponenten hinauszögern. Eine regelmäßig gepflegte Kette hält bis zu 3000 Kilometer durch!

Regelmäßige Pflege verlangsamt den Verschleiß von Kette und Antrieb

„Schmutzig und geölt ist besser als schmutzig und trocken“ – Dieses Motto stimmt zwar im Kern, dennoch sollte man es nicht allzu wörtlich nehmen. Also lieber davon absehen, ständig neues Öl auf die Kette zu kippen, ohne vorher zu reinigen.

Außerdem vermeiden:

  • Reinigung mit Hochdruck-Wasserstrahl
  • Aggressive Entfetter wie Diesel, Benzin, Nitro, etc.
  • WD40 und ähnliche Korrosionslöser (Diese Mittel sind – wenn überhaupt – nur zur äußeren Reinigung geeignet. Nicht sprühen, sondern Kette durch ein benetztes Tuch ziehen. Sprühen lässt das Mittel schnell ins Innere der Gelenke kriechen und dort die Schmierung zersetzen. Diese Mittel können keinen wirksamen Ölfilm bilden!)

Unsere Pflege-Tipps Schritt für Schritt

Kette nicht demontieren!

Nur wer eine Kette mit mehrfach verwendbarem Schloss am Bike hat (z. B. Sram), kann sie (theoretisch) zur Reinigung abnehmen. Es bringt aber keine signifikanten Vorteile. Shimano-Ketten beispielsweise benötigen bei jedem Verschließen einen neuen, speziellen Verschlussbolzen. Die Verschluss-Position ist zudem schwächer als die restlichen Glieder. Ein Nietendrücker (wie z. B. an vielen Multi-Tools vorhanden), stellt keine tatsächliche und dauerhafte Vernietung her! Er ist nur für den Notfall unterwegs hilfreich.

Schneller Ketten-Service

Empfehlenswert am Mountainbike nach jeder oder mindestens jeder zweiten Ausfahrt (trockene Verhältnisse). Nach extremen Regenfahrten ist eine gründliche Reinigung angesagt (siehe nächster Schritt). Lege die Kette dazu auf einen mittleren Gang, damit sie beim Rückwärtskurbeln gerade und ruhig läuft.

  • Bei (leichter) Nässe die Kette zunächst trocknen, indem du sie beim Rückwärtskurbeln durch einen Lappen ziehst. Bei trocken-staubiger Kette sollte der Lappen mit etwas Ketten-Öl benetzt sein. Damit wird die Kette äußerlich gereinigt.

Zum Reinigen der Fahrradkette kannst du beispielsweise auch ein Kriechöl wie Brunox verwenden.

Frisches Ketten-Öl auftragen. Gib dazu wenig Öl, am besten einzelne Tropfen, auf die Kettenröllchen. Und zwar unter der Kettenstrebe auf die Oberseite der Kette! Dabei ständig und langsam Rückwärtskurbeln. Nach einem vollendeten Durchlauf das Ölen stoppen, aber die Kette noch eine Weile Kreisen lassen, damit das Öl in die Gelenke kriechen kann. Dann den Antrieb ruhen lassen. Vor der nächsten Ausfahrt die äußeren Ölrückstände mit einem Lappen abwischen.

Gründliche Ketten-Reinigung

Wir empfehlen eine gründliche Reinigung nach extremen Regenfahrten. Ansonsten in einem regelmäßigen Turnus. Lege die Kette dazu auf einen mittleren Gang, damit sie beim Rückwärtskurbeln gerade und ruhig läuft.

Folgende Tools solltest du am Start haben:

  • Kettenbürste mit Nylonborsten (eine Haushalts-Spülbürste funktioniert auch)
  • Spezielle schmale Ritzelbürste für die Zwischenräume an Kassette
  • Eine alte Zahnbürste ist hilfreich bei Details (z. B. Schaltröllchen und Umwerfer)
  • Eimer Wasser mit Spülmittel (Seifenwasser) oder Fahrradreiniger

Die einzelnen Schritte

  • Antrieb/Kette mit Bürste und Reiniger gründlich schrubben
  • Kassette mit Ritzelbürste reinigen (Zwischenräume)
  • Schaltröllchen und Umwerfer reinigen (ggf. mit Zahnbürste)
  • Am Ende den Antrieb mit klarem Wasser abspülen und mit einem Tuch trocknen
  • Frisches Ketten-Öl auftragen (siehe Abschnitt „Schneller Kettenservice“). Gib dazu wenig Öl, am besten einzelne Tropfen auf die Kettenröllchen. Und zwar unter der Kettenstrebe auf die Oberseite der Kette! Dabei ständig und langsam Rückwärtskurbeln. Nach einem vollendeten Durchlauf das Ölen stoppen, aber die Kette noch eine Weile Kreisen lassen, damit das Öl in die Gelenke kriechen kann. Dann den Antrieb ruhen lassen. Vor der nächsten Ausfahrt die äußeren Ölrückstände mit einem Lappen abwischen.

Vorsicht bei Sprüh-Schmiermitteln! Feiner Sprühnebel kann auf die Bremsscheiben gelangen und die Bremswirkung nachhaltig beeinträchtigen. Bremsen am besten abdecken.

Spezielle Kettenreinigungs-Geräte sind nur bedingt empfehlenswert. Dabei handelt es sich um mit Reinigungsbürsten bestückte Mini-Boxen, die um die Kette gelegt werden. Vorsicht gilt jedoch bei den einzufüllenden Reinigungsflüssigkeiten! Am besten keine stark entfettenden Mittel benutzen, sondern normales Seifenwasser.

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